— Michèle Tosi auf ResMusica.com 26.09.2022 (für das französische Original, bitte hier klicken; Übersetzung: M.K.)
„Der Titel rosebud (Rosenknospe) des deutschen Komponisten Matthias Krüger sagt nichts über die Kraft aus, die von Victor Virnots Gestik in diesem Stück für Tänzer, Sensoren und Elektronik ausgeht. Wunderbar in seiner Darbietung am Bühnenboden, ist Victor Virnot Tänzer und Instrumentalist zugleich und erzeugt über die Sensoren eine Klangdramaturgie, die seiner Choreographie entspringt, "auch wenn die gestische Spannung mit der kompositorischen Spannung verbunden bleibt", wie der Komponist erklärt. In den letzten Minuten von rosebud führt die prozessierte Stimme aus den Lautsprechern zu einem klanglichen Wettstreit mit dem Tänzer/Performer, einer letzten spektakulären Verquickung von Geste und Klang."
— Ettore Garzia auf Percorsi Musicali 25.05.2022 (für das italienische Original, bitte hier klicken; übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
„Ein Beispiel für ein Thema, das die Vielfalt der Meinungen unterstreicht: Viele Menschen mögen zum Beispiel keine Ruhe oder Stille und ziehen einen Nutzen aus „ständiger“ Bewegung. Wissenschaftler, Mediziner, Psychologen und Philosophen haben sich mit diesen Fragen befasst und dabei oft Gründe angeführt, die mit ihrem eigenen Fachgebiet zusammenhängen. In der Kunst ist die „Bewegung“ oft die Grundlage für den Erfolg eines Werkes, sie durchdringt Gemälde oder die Bildsprache eines Textes: In der Musik ist die Bewegung wie eine Art Freifahrtschein, der sich in der musikalischen Entwicklung bemerkbar macht. Ein Komponist wie Matthias Krüger (1987) könnte jedoch zu anderen Begriffen von Dynamik überleiten, die vor allem mit dem Moment der Aufführung zusammenhängen: Den Musikern wird nicht nur eine Partitur ausgehändigt, um technische Anforderungen zu erfüllen, der Komponist muss seine Fähigkeiten nicht mehr unter Beweis stellen (das Fehlen einer ausgeprägten Tendenz zur Virtuosität ist eine Tatsache, die für die jungen Talente der zeitgenössischen Musik heute selbstverständlich ist), sondern es wird ihnen ein Mittel zur Verwirklichung, zur Veränderung angeboten, das in den Entwicklungen und Auswirkungen ihrer Aufführung liegt. In diesem Punkt scheint Krüger sehr versiert zu sein, und etwa ein Jahrzehnt an Kompositionen beweist, dass eines der Hauptziele seiner Musik darin besteht, die Inspiration, die er aus der „Bewegung“ von Menschen oder Orten zieht, die er aus der Erfahrung persönlicher Reisen oder literarischer „Reisen“ aufnimmt, auf seine Interpreten zu übertragen. Auf diese Weise werden die Partituren nicht nur zu einem wertvollen Papier, das interpretiert werden muss, sondern auch zu einem universellen Mittel der Befriedigung. [...]
Mit seiner Musik wirft Krüger ein ziemlich offensichtliches Problem der zeitgenössischen Musik auf, nämlich die Tatsache, dass es ihr kaum gelingt, zu unterhalten: Den Blick auf die wohltuenden Assoziationen von Traditionen und populärer Musik zu richten, bedeutet nicht, die Lehren über Strukturen und Parameter der neuen klassischen Musik zu vergessen, sondern zu versuchen, sie nach Möglichkeit zu integrieren. Die Erzielung einer psychophysischen Wirkung (ein Vergnügen, das sowohl die Musiker als auch die Zuhörer mit einbeziehen kann), die zu einer vor Ort erlebbaren Wahrheit führt, ist sicherlich eine Information, die nicht übersehen werden sollte, vor allem, wenn man die durch unkonventionelle Komposition eingeschlagenen Wege nicht ausschließt: Wenn man mit einer Komposition wie renk konfrontiert wird, einem Stück für Soloklavier, das Krügers Talent irgendwie in die Welt der zeitgenössischen Musik eingeführt hat, wird einem klar, dass Lachenmanns Lektionen noch lange nicht aus dem Verkehr gezogen sind (renk ist in dieser Sammlung für Wergo nicht enthalten).“
— Piotr Mika auf Ruch Muzyczny 15.05.2022 (für das polnische Original, bitte hier klicken; übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
„Krüger erklärt, dass es ihm vor allem um die Suche nach der Wahrheit geht. Tatsächlich sind die meisten Kompositionen des phantasiebegabten Künstlers recht wörtlich zu nehmen. Der in Köln lebende Komponist Matthias Krüger nutzt die Welt und reist. Von seinen Reisen bringt er die Inspiration für seine späteren Werke mit. Er ist ein scharfer Beobachter, der die Kulturen, die er vorfindet, in einer Sprache präsentiert, die nicht einfach ist, aber eindeutig die Phantasie anspricht. Normalerweise langweilen mich Geschichten über die Reisen anderer Leute sehr schnell, aber dieser habe ich mit Interesse zugehört und... ich könnte noch mehr hören. Krüger erklärt, dass ihm die Suche nach der Wahrheit am meisten am Herzen liegt. In der Tat sind die meisten Kompositionen dieses phantasievollen Künstlers recht wörtlich zu nehmen. Er schreibt so, dass sich das von ihm geschaffene Assoziationsgeflecht in ein realistisches Bild verwandelt. Ich würde die Behauptung wagen, dass der Titel "Feenstaub" eher auf seine einzelnen Klangideen gestreut wird als auf die Stücke als Ganzes. Die auf dem Album versammelten Geschichten sind fest in den Realitäten von Prag, Istanbul und Neuseeland verwurzelt. Explizite Verbindungen zwischen ihnen sucht man vergebens; glücklicherweise ist jede von ihnen auf ihre eigene Weise ansprechend. Mir hat le vide à perdre am besten gefallen. Hier lädt uns der Komponist zu einem nächtlichen Besuch in einem Istanbuler Club ein. Es ist schwierig, den Stil des Lokals zu erkennen - es kann ein Jazz-Club, ein Techno-Club oder ein Trash-Club sein, mit einem separaten Raum für Ambient-Liebhaber. Klangstränge überlagern sich und kollidieren miteinander, nur um einen Moment später wieder in Raum und Zeit zu hängen. Der Kopf scheint von äußeren Reizen abgeschnitten zu sein, und der Geist gerät in Ekstase. Inmitten des Chaos finden sich Anspielungen auf Klassik und Popkultur (es gibt einen Orchestra Hit-Effekt, den man schon lange nicht mehr gehört hat). Ein Schlagzeugsolo taucht zwischen den präparierten Instrumenten und der Elektronik des Ensemble Ascolta auf und kündigt eine Lösung an, aber der Künstler lässt uns ohne ein detailliertes Ende des Abends zurück. Der Prager Teil des Albums ist Wie ein Stück Fett, ein Stück, das auf dem Roman Golem von Gustav Meyrink basiert. Das Monodrama des Soprans, der mal aufholen, mal den Instrumenten weichen und mal die Rolle des Schlagzeugers übernehmen muss, wird in vielen Schattierungen dargestellt. Hier vermischen sich Dunkelheit und Mysterium mit belebendem Soundtrack. Die Geschichte wird vom Ensemble BRuCH gekonnt unterstützt, aber der verbale Inhalt wird nur für diejenigen verständlich sein, die Deutsch können. Zugänglicher ist Bellygoat Boom, das auf Beobachtungen aus der Feldforschung in Neuseeland beruht. Das malerische Rauschen und Zirpen wird hier durch ungewöhnliche instrumentale Dialoge und rituelle Perkussionsausbrüche des WDR-Orchesters unterbrochen. In solch unsicheren Zeiten ist es vielleicht das Beste, eine Reise durch die Musik zu unternehmen.“
— Heike Eickoff in Das Orchester 05/2022)
„Schon nach wenigen Minuten gerät man in die Sogwirkung der teils schroffen, teils entspannten, aber immer grandios ausgeführten Klänge ohne übermäßigen Schnickschnack. Auch ohne Erläuterungen und zusätzliches Video oder Texttafeln hat Le vide à perdre (für präparierte Trompete, präparierte Posaune, Drumset, Große Trommel, E‑Gitarre, E‑Cello und Live-Elektronik) viel zu bieten. Die Zeit vergeht wie im Fluge – das Ensemble Ascolta unter Leitung von Nicholas Kok schafft es spielend. Schräge musikalische Ekstase, die brillant jaulende E‑Gitarre, sehr präzise Bläser und sattes Schlagzeug geben gehörig was auf die Ohren, jenseits aller Genres und Schubladen, voller Spielfreude und mit sehr herausragendem musikalischen Handwerk. Die Elektronik verfeinert das akustische Treiben und feiert sich solistisch in der Mitte des Werks, um bald schon von den akustischen Kollegen fast humorvoll wieder ins Tutti geholt zu werden. Das Drumset beendet das Stück und erinnert an einen fiktiven akademischen Versuch eines nüchternen Keith Moons. Wie ein Stück Fett beginnt mit einem gelesenen Text aus Gustav Meyrinks Roman Der Golem. Nach und nach werden Worte beim Lesen durch Sound ersetzt. Die Stimme von Marie Heeschen dominiert das gesamte farbige, spannende Treiben. Wieder gehörig was auf die Ohren, wieder ein pu-rer Genuss mit Sopran, Flöten, Violoncello und Klavier. Komponist Krüger scheint vor musikalischen Ideen zu bersten und weiß, wie er Klang inszeniert. Aus einem Anfangston entwickelt sich mit Hilfe des WDR Sinfonieorchesters unter Leitung von Elena Schwarz ein unendliches Geflecht aus Tönen, Strukturen, versteckten Zitaten. Die Bezüge zu Jack Kerouac, Allen Ginsberg und William Blake werden im Booklet aufgezeigt. Ist man nicht Freund:in dieser drei Autoren, erschließt sich die Musik trotzdem, denn sie ist packend, schillernd, voller Spannung und sehr gut eingespielt. Ein viertes Stück, Sweep over me them dusty Bristles, gespielt vom Ensemble Inverspace (mit Flöte, Saxofon, Klavier/Synthesizer, Schlagzeug, Live-Elektronik, Zuspiel), ist ebenfalls gespickt mit musikalischen Zitaten und ebenso spannend und gelungen wie der Rest. Man findet es allerdings nicht auf der CD, sondern ausschließlich online über den QR-Code (S. 32 des Booklets). Es ist gehöriger Spaß mit musikalischem Tiefgang zum Schauen und Hören, erstklassig eingespielt und gearbeitet. Mit den weiteren QR-Codes des Booklets wird diese CD noch ein bisschen bunter, man wird etwas aktiver in den Prozess des Hörens eingebunden – ohne ist die CD jedoch ebenfalls aussagekräftig und hörenswert.“
— Ingo Dorfmüller im Deutschlandfunk, 05.03.2022
„Matthias Krügers überbordende Ensemblemusik: Eine Nacht im legendären Club „Vida Pera” auf einer Istanbuler Dachterrasse, 2015, ein Jahr vor dem Militärputsch. Ein Fragment aus Gustav Mahlers 4. Sinfonie, eine Kindheitserinnerung. Nietzsches „Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik”. Herders Überlegungen zum Primat des Gehörsinns und Schillers „Ästhetische Erziehung des Menschengeschlechts”. Dazu Songs von U2 und Moby und die Propheten der Beat Generation Allen Ginsberg und Jack Kerouac. Diese Auswahl der Materialien, derer sich Matthias Krüger in seinen Kompositionen bedient, ist strikt subjektiv und alles andere als zufällig. Es ist der Versuch, eine immer komplexer geschichtete Wirklichkeit mit musikalischen Mitteln zu durchdringen: ihre Subtexte und Traditionsbezüge offenzulegen, ohne sich in ihnen zu verlieren. Dazu dient ein technisch raffinierter Aufbau, bei dem Stimmen und analoge Instrumente, digitale und elektroakustische Klangerzeuger und Live-Elektronik interagieren. Der analytischen Präzision wirkt aber immer eine dionysische Entfesselung entgegen, die auch die Grenzüberschreitung ins Theatrale sucht. All dies findet sich auf der neuen Porträt-CD der Edition zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrats, deren Ensemblewerke jüngst im Deutschlandfunk Kammermusiksaal entstanden.“
— Dirk Wieschollek in der Neuen Musikzeitung 02/2022
„[Matthias Krüger] verbindet Elektronik und Instrumentalkomposition zu einer angenehm undomestizierten Mischung, in der Material aus Pop, Kunst, Literatur und Neuer Musik folgenreich zusammentreffen. Ein wahres Kraftwerk an Energie ist „le vide à perdre“ (2016/19), triebhafter Klangraum in schreienden Farben, eindrucksvoll realisiert vom Ensemble Ascolta. Die Besetzung ist bezeichnend: präparierte Trompete und Posaune, Drumset, Große Trommel, Synthesizer, E-Gitarre, E-Violoncello und Live-Elektronik. Das Stück geht zurück auf Krügers Techno-Erfahrungen, aber einen Beat wird man trotz Einbeziehung diverser Club-Tracks vergeblich suchen. Stattdessen herrscht totale Auflösung und Verpixelung akustischer und struktureller Identitäten. Noch bombastischer dimensioniert ist das Orchesterstück „Bellygoat Boom (substrate)“, 2019 als Auftragswerk des WDR entstanden, in dem Versatzstücke aus Mahlers 4. Sinfonie ebenso zum Einsatz kommen wie U2 und Moby. Das beginnt im schwerfälligen Ächzen und Schleifen weniger Klangbausteine und endet in einem katastrophischen Mahler-Taumel.“
— Jakob Böttcher in der Neuen Zeitschrift für Musik 04/2021
„Mit seiner Art, mit Einflüssen zu komponieren, erschafft Matthias Krüger eine neue Kompositionstechnik, die man sich durchaus als Fach im Hochschulcurriculum vorstellen könnte. Die Verwebung des Expliziten mit komponierten Eindrücken, die durch das Offenliegen der Einflüsse umso stärker für den Hörer erlebbar werden, ist einzigartig, und macht Krüger zu einer Art Impressionist des 21. Jahrhunderts.“
— Lark Reviews, 23. November 2021 (Übersetzung: M.K.)
„Eine CD für den abenteuerlustigen Hörer. Diese neuen elektroakustischen Werke von Matthias Krüger sind sehr fesselnd. Sie greifen auf eine ganze Reihe von Techniken, Traditionen und Technologien zurück und verbinden verschiedene Stile und Genres miteinander, was von der großen Freiheit und dem Erfahrungsschatz heutiger Komponisten zeugt.“
— Elke Kamprad, in der Badischen Zeitung, 01.12.2021
„[...] [M]it Matthias Krügers "Die freye Lust" wird [Léo Maurels Instrument] tatsächlich zu einer aggressiven Krachmachermaschine, zusammen mit Paukengrollen und elektronischen Beats. Bleibt man bei der Assoziation Weltraum, ist es jetzt eher ein Krieg der Sterne, der vor dem inneren Auge entsteht: Planeten kollidieren, Raumschiffe explodieren, Schwarze Löcher implodieren. Dazu die luftgespeiste Melodika: Sie klingt wie ein altes Harmonium auf einer Beerdigung. Irgendwann wird ihr per Regler die Luft abgedreht, und sie haucht ihren letzten Ton aus.“
— Ettore Garzia auf Percorsi Musicali 25.05.2022 (für das italienische Original, bitte hier klicken; übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
„Die Online-Videokomposition Sweep over me them dusty bristles ist wohl die krönende Leistung des Komponisten und ein Höhepunkt seiner musikalischen Philosophie: den talentierten Musikern des Inverspace Ensembles anvertraut, mit dem Zusatz von Live-Elektronik, Choreographie und Videolötung, artikuliert es eine Befreiung von der dramatischen Schwere des Lebens mit vielen (musikalischen und anderen) Elementen, die helfen, es in eine Geste der Freude zu verwandeln; Es gibt Spuren von Swing und Punk, von einer leichten elektronischen Vergangenheit, wohltuende Soli von Flöte und präpariertem Saxophon, die an die instrumentalen Räume von Rock-Jams erinnern, atypische Abstimmungen zwischen den Musikern (z.B. der Schlagzeuger, der einen Clash-esken Shout als Angriff für weitere Entwicklungen der Partitur setzt), und dann eine Gestik und zügellose Bewegung auf der Bühne, die von allen Musikern verlangt wird, die verschiedene Formen und Ausprägungen einer Spielfreude annimmt (manche kriechen auf dem Boden, manche öffnen den Mund, manche erfinden eine atomare Körpersprache), etwas, das ideologisch in der Erinnerung an Kagels Theater imitiert; selbst der Tontechniker ist von dieser Morphologie der Darstellung durchdrungen. Ein erhebliches Gewicht muss jedoch der Videomontage beigemessen werden, die zwischen erklärenden Texten, Pausen und Erzwingungen aufgeteilt ist, die perfekte Anpassungen an diese Situation der programmierten Freude bieten."
— Jakob Böttcher in der Neuen Zeitschrift für Musik 04/2021
„In sweep over me them dusty bristles scheinen die musikalischen Verweise den Fortgang des Stücks regelrecht zu steuern, und nicht selten muss der Rezensent beim Eintauchen in eine neue Zitat-Welt ungläubig lächeln, so natürlich schwappt die Musik über in einen völlig fremden Teil. Im weit über Dokumentation hinausgehenden Video (Rikisaburo Sato) verweben sich vielschichtig und rasant digitale Artefakte, Farbverfälschungen und Texttafeln in eine assoziative Hommage an die Anfänge der Videokunst. Das Ensemble Inverspace meistert neben klanglicher Virtuosität auch theatrale Aspekte wie Gesten und Ausrufe.“
— Karolina Dabek auf glissando.pl, 16.10.2021 (für das polnische Original, bitte hier klicken; übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
„[Im Konzert] wirkten die Kontraste der beiden übrigen Kompositionen[, darunter ] das extrovertierte craving your kiss von Matthias Krüger - am besten. Der deutsche Komponist hält sich nicht mit Mitteln auf. Der Blick wurde von den in der Luft wirbelnden PVC-Schlauch-Lassos angezogen, das Gehör von den ausgeklügelten, mikrotonal schwirrenden Konstruktionen, aus denen immer deutlichere Konsonanzen, immer eigenartigere Samples hervorgingen, bis die Musik überbordend wurde.“
— Jury: Mayke Nas, Nicole Lizée und Richard Ayres, September 2018
„Matthias Krüger ist ein entschiedener Waghals. Extrem fantasievoll und neugierig. Er scheut sich nicht, den Weg mit einer Idee zu beschreiten, die "vielleicht oder vielleicht auch nicht funktionieren" könnte. Diese Entdeckungsfreude ist überzeugend und zieht den Zuhörer in ihren Bann.“
— Sylvia Systermans im Deutschlandfunk, 28.05.2017
„Die enorme physische Energie des Quintetts von Matthias Krüger mit seinen insistierenden Tonhöhen, Lautstärken, Wiederholungen und hochtourigen Spannungsverläufen forderte auch seine Zuhörer heraus. Gewohnheiten können also nicht nur das Leben überschaubar und bequem machen, sondern auch der Vorhof zur Hölle sein.“
— Ettore Garzia auf Percorsi Musicali 25.05.2022 (für das italienische Original, bitte hier klicken; übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
„Le vide à perdre, eine Komposition, die aus einer Nacht stammt, die Krüger in einem Club in Istanbul verbracht hat, wo er von dem allgemeinen Chaos der Räume beeindruckt war, die jeweils auf verschiedene Musikgenres ausgerichtet waren (nicht nur Techno-Dance, sondern auch Jazz, Trash-Musik und sogar Ambient); dieses Chaos unter der Haut, das der Phantasie nicht entgangen ist, wird von den 7 Musikern des Ensemble Ascolta irgendwie reproduziert, mit einer Fusion ungewöhnlicher Klangfarben und instrumentaler Präparationen: ein freier Kontrast zwischen Blechbläsern, E-Gitarre und Synthesizer, Dämpfer auf Trompete und Posaune und hochspekulative Klänge, die Fetzen eines nicht-klassischen musikalischen Gedächtnisses zusammenbringen, in einer Struktur, die jedoch mit den Regeln der Komposition festgelegt wurde.“
— Dirk Wieschollek in der Neuen Musikzeitung 02/2022
„Ein wahres Kraftwerk an Energie ist Le vide à perdre (2016/19), triebhafter Klangraum in schreienden Farben, eindrucksvoll realisiert vom Ensemble Ascolta. Die Besetzung ist bezeichnend: präparierte Trompete und Posaune, Drumset, Große Trommel, Synthesizer, E-Gitarre, E-Violoncello und Live-Elektronik. Das Stück geht zurück auf Krügers Techno-Erfahrungen, aber einen Beat wird man trotz Einbeziehung diverser Club-Tracks vergeblich suchen. Stattdessen herrscht totale Auflösung und Verpixelung akustischer und struktureller Identitäten.“
— Jakob Böttcher in der Neuen Zeitschrift für Musik 04/2021
„Le vide à perdre, geschrieben für das Ensemble Ascolta, versteht sich im Kontext eines unter politischem Druck geschlossenen Clubs in Istanbul [...]. Klanglich dominierend sind eine Vielzahl hoher, stechender Töne sowie beeindruckend viele verschiedene Qualitäten von Distortion. Das ist, so realisiert man nach einer Weile, eine impressionshafte Erinnerung eines Clubabends: dröhnende Musik, Piepen im Ohr. Das Ensemble Ascolta verleiht den instrumentatorischen Synthesen eine große Strahlkraft.“
— Mirko Weber in der Stuttgarter Zeitung, 06.02.2017
„...mindestens so freakig wie Matthias Krügers Rausschmeißer „Le vide à perdre“ für Elektronik, Rundumsound, präparierte Bläser und viel Perkussion: „Grand Wazoo“ im 21. Jahrhundert, hart an der Schmerzgrenze, hochlebendig. Fast fiebrigen Auges und sichtlich glücklich, seine Komposition tatsächlich so hören zu können (hingebungsvoll: Ensemble ascolta unter Nicholas Kok), wie er sie sich mal ausgemalt hatte, zog Krüger am Mischpult die Regler bis zum Anschlag auf. Eclat ist ein Festival, das von solchen Szenen lebt und zehrt. Es ermöglicht die Nähe zwischen Künstlern und Beobachtern. Gräben gibt es nicht.“
— Otto Paul Burkhard in der Südwest Presse, 07.02.2017
„...wie ein Klangmassaker: ein schrilles, verzerrtes Elektro-Inferno."
— Ettore Garzia auf Percorsi Musicali 25.05.2022 (für das italienische Original, bitte hier klicken; übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
„Wie ein Stück Fett (Redux) hingegen entstammt einem inspirierenden Eindruck aus Prag, einer Stadt, die einen natürlichen Aufhänger für unterschiedliche und dramatische Sonorisationen bietet; die internen Notizen sprechen von einem kruden Humor über das Zitat aus Der Golem des Schriftstellers Gustav Meyrink, aber es sollte angemerkt werden, dass der Zweck der Komposition darin besteht, die Grenzen des menschlichen Zwanges zu testen: Für Sopranstimme, Flöte mit Piccolo, Cello und präpariertes Klavier ist Wie ein Stück Fett eine lohnende Herausforderung für die Musiker, da es zur semantischen und syntaktischen Vernichtung tendiert, beginnend damit, dass die Sopranistin allmählich alle Konsonanten in ihrem deutschen Lied/Sprache stoppt, um zu einer bloßen Emission durch harmonischen Gesang zu gelangen oder sich ganz in Vokale zu verstricken.“
— Jakob Böttcher in der Neuen Zeitschrift für Musik 04/2021
„Als akustisches Werk taucht Wie ein Stück Fett (Redux) in eine andere Klangwelt ein und mutet zunächst als Stück für Sprechstimme mit Untermalung an. Wie im Spiel werden die Worte eines Satzes nach und nach mit Klängen substituiert und verschieben damit erstaunlich schnell die semantische auf eine klanglich komplexe Ebene. Marie Heeschen beeindruckt mit feinen Nuancen auch in der Sprechstimme, und das Ensemble als Ganzes, sich allmählich aus der stumpfen Begleitung hervorschälend, zeigt große Energie und Klangfülle im Zusammenspiel.“
— Ingo Dorfmüller im Deutschlandfunk, 22.07.2017
„...ein mitunter fast paradoxes Hörerlebnis. Ein neuer Klangraum öffnet sich, sehr überraschend, und wird sogleich in das zunehmend obsessive Klanggeschehen hineingezogen. Dasselbe geschieht im Vokalpart, der auch Obertongesang vorsieht. [...] Indessen tragen Krügers musikalische Aktionen nicht ihren Sinn in sich selbst, sondern dem musikalischen Geschehen eignet eine bis zur äußersten Panik gesteigerte Zwanghaftigkeit. Sie ist unmittelbar vom Text inspiriert, dem Eröffnungskapitel aus Gustav Meyrinks 1913 veröffentlichtem Roman Der Golem, einem Klassiker der fantastischen Literatur.“
— Isabelle Stibbe in La Terrasse, 22.03.2017 (Übersetzung: M.K.)
„So eröffnete das Rezital mit Matthias Krügers renk, einem Werk, das fast mehr eine visuelle als eine klangliche Performance ist, derart wird der Körper des Pianisten – in diesem Fall Claudia Chan – auf ungewöhnliche Weise einbezogen: die Fingernägel, die flache Hand, Handgelenk und Unterarm werden auf oder sogar unter der Tastatur und selbst auf dem Gehäuse des Instruments eingesetzt, ohne dass die Tasten überhaupt jedesmal heruntergedrückt würden. Der Effekt ist spektakulär und lädt dazu ein, das Klavier als Instrument in all seinen Komponenten zu betrachten, jenseits der traditionellen Klaviatur.“
— Hanno Ehrler im Deutschlandfunk, 31.07.2017
„[...] Die Idee zu dieser Komposition kam Matthias Krüger in Istanbul. Dort hatte er Straßenmusiker beobachtet und sich von den fremdartigen Klängen und dem ständigen Wechsel von einem Musiker zum anderen inspirieren lassen. Dementsprechend wechseln in seiner Musik die Klangfelder. Krüger beginnt mit einem impulsiven Schlagzeugsolo. Es folgt eine Passage, bei der die Flöte dominiert. Exotischen Charakter gewinnt die Musik durch mikrotonale Schwankungen, wie sie in orientalischer Musik vorkommen, und durch den Einsatz des Tulums, einer türkischen Form des Dudelsacks. Krüger fordert damit das Klanggespür der Musiker heraus. Feinsinnig erfassen die Instrumentalisten die fragilen mikrotonalen Schwankungen. Mit leichter Hand intonieren sie die filigranen Auszierungen der melodischen Motive. Und sie spielen Krügers Komposition mit einer improvisatorischen Note, die das Stück sehr lebendig wirken lässt.“
— Bastian Tebarth in der StadtRevue, 07/2017
„...orientalische Klangteppiche mit anarchistisch-theatralischem Gestus.“ ()
— Carola Bauckholt, Barbara Maurer, Lisa Streich, Manos Tsangaris, Oktober 2015 (für den vollständigen Text, hier klicken)
„[...] Matthias Krüger geht oft von radikal reduzierten Dispositionen aus, um sie auf konsequent fantasievolle Weise formal einzulösen. Als reine Musik erscheint dies oft in eher sprödem, einfachem Gewand. Im Prozess allerdings erzeugt die ständige, variierend wiederholende Weise des Fortschreitens, meist in schrittweisen Etappen, einen hochgradigen Spannungsprozess. In jedem seiner Werke konzentriert Krüger sich auf ein unbekanntes Gebiet der Klangerzeugung und besticht dabei durch seine präzisen Untersuchungen der Materialien. Inspiration und Analyse gehen bei ihm eine fruchtbare Verbindung ein. [...] Auch Krügers Konzertstück WIMP [...] ist ein gutes Beispiel dafür, wie innerhalb formal konsequenter Weiterentwicklung eines zunächst reduzierten Klangmaterials das Instrument des Raumes, hier also der Kirchenraum, zum primär tragenden Klangkörper wird. Von außen besehen könnte man sagen, die Verwendung von Kinderinstrumenten, seltsamen Gegenständen des Alltags, zusammen mit einer Doppeltrichtertrompete und einem Alphorn ziele auf theatralen Effekt. Etwa wenn die MusikerInnen Plastikschläuche chorisch über den Köpfen schwingen oder andere eigentümliche Choreographien komponiert sind. Hervorstechend ist hierbei aber die Tatsache, dass es da nicht um vordergründiges, letztlich obsoletes Vorzeigen alltags-exotischer Instrumente geht, sondern um Klang, der eben nur in dieser Weise erzeugt werden kann. Die Musik ist das Ganze, wird zu einer Erscheinung des Werks im Raum, ihrer schichtweisen Ausfaltung in einer Art periodisch dynamischem Prozess. [...] Seine Kompositionen sind gewagt. Er greift nirgends auf Floskeln zurück und präsentiert seine Untersuchungen entschlackt, sozusagen nackt. Dazu nimmt er sich Zeit und Raum und der Hörer spürt, dass das, was er hört, notwendig ist. So tritt auch die Notwendigkeit kompositorischen Denkens an sich zu Tage. [...]"
— Rainer Nonnenmann in MUSIKTEXTE 159, November 2018, S. 75-82
„Krüger nutzte für sein 2015 komponiertes Duo „nun schauervoll einmalig blickt es mich an“ für Viola und Akkordeon eine Arpeggiofigur der berühmten Chaconne aus Johann Sebastian Bachs d-Moll-Partita für Violine solo. Neben der Tonart bezog er sich dabei auch auf die Performativität und motorische Art der Bogenbewegung, die beim Greifen in hoher Lage auf der einen Saite durch Alternieren mit den Nachbarsaiten extrem weite und rasche Lagenwechsel ermöglicht, so dass eine imaginäre Zweistimmigkeit resultiert. Zu Anfang stehen schnell repetierte Wechsel zwischen dritter, zweiter und erster Saite. Modifiziert wird das Arpeggiomodell durch dynamische Veränderungen sowie Verlagerungen der Anstrichstelle auf den Steg und zurück zur Ordinario-Position. Hinzu kommen bald auch rhythmische Abwandlungen infolge von Auf- und Abstrichwechseln sowie metrische Irregularitäten durch Verlängerung des Arpeggiomodells um zwei Töne […]. Bei aller Dominanz und Kontinuität des Wiederholungsprinzips birgt das Stück auf diese Weise bereits von Anfang an einen Keim zur Mutation in sich, der schließlich während einer Viertelstunde sämtliche Parameter erfasst und zu großer Varianz und Virtuosität führt.“
— Rainer Nonnenmann im Kölner Stadt-Anzeiger, 26.05.2014
„In der Kunststation St. Peter zauberte[...] Matthias Krüger zarte Tongespinste. Beeindruckend damit kontrastierte ein wildes Alphorn-Solo, dröhnend und kreischend wie Schiffshorn und Free-Jazz-Trompete zugleich. Hier ließ sich hören: Der Zeiger der Musikgeschichte tickt weiter.“
— Rainer Nonnenmann in der Neuen Zeitschrift für Musik 1/2019, S. 65
"In Matthias Krügers fuckin’ A! fauchte Saxofonist Xavier Larsson Paez die titelgebenden Silben immer wieder hochenergetisch ins Instrument, so dass man schließlich die Phonemfolge auch bei rein instrumentalen Geräuschen, Tönen und Slaps zu verstehen meinte."
— Schwarzwälder-Bote, 06.11.2013
„[...] Kammermusikalische Neuerfahrungen wurden vermittelt. "Torque", in diesem Jahr aus der Feder von Matthias Krüger entstanden, wurde zum Klang- und Geräuscherlebnis der Extraklasse. Der Titel schien der Welt der Technik entlehnt und bot Klänge aus der Arbeitswelt, die sich nach seidenweichem Reiben der Paukenmembrane über ein interessantes Kurzmotiv des Kontrabasses entwickelte. "Geschwungene Bogenklänge" waren von den Streichern zu vernehmen, Resonanzkörper wurden bedient, Scordatur wurde eingesetzt, die menschliche Stimme flocht sich mit "Tsss" ein. Neue Klangformen gab es mit Mundstück-Pfeifen, Schnarren, Schlagen auf geöffnetes Fagott, Streichen unterhalb des Steges und "col legno" oder auseinander genommener Flöte. Selbst das Umblättern der Notenblätter wurde zum musikalisch-rhythmischen, taktgebenden Element. [...]“